Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 136

1872 - Leipzig : Merseburger
136 dem Großen zu einem Freistaate erklärt und besteht noch jetzt unter dem Schutze Spaniens und Frankreichs als ein solcher. §. 40. Die apenninische Halbinsel oder Italien. Lage. Grenzen. Gestalt. Die schöne Halbinsel Italien ragt weit in den mittleren Theil des Mittelmeeres vor, das dieselbe im W., S. und O. umgiebt, und wird im N. durch die Alpen von den Nachbarländern getrennt. Diese überaus günstige Lage im Mittelpunkte der das mittel- ländische Meer umgebenden Länder wurde schon im Alterthume von den Bewohnern Italiens sowohl zur Unterhaltung eines lebhaften Handels- verkehrs mit den Nachbarn, als zur Herrschaft über dieselben benutzt. Diese vortheilhafte geographische Stellung kam aber von jeher fast aus- schließlich der breitern und snrchtbarern Westküste zu statten, während die schmale, einförmige, klippenreiche Ostküste stets von geringer Beden- tung geblieben ist. Erst mit der Entdeckung Amerikas und des See- Weges nach Ostindien verlor Italien seine hervorragende Weltstellung. Italien ist lang (180 M.) und schmal (17—24 M.) und spaltet sich im S. in zwei Halbinseln, Calabrien, die westliche, und Apnlien, die östliche. Früher verglich man die Gestalt Italiens mit der eines Stiefels- Der Sporn wird durch das Vorgebirge Gargano an der Ost- küste gebildet; der Absatz, im Kap die Lenca, ist von der Balkanhalbinsel, nur durch die Straße von Otranto getrennt. Die Spitze läuft an der Straße von Messina in das K. Spartivento aus. Zwischen beiden drängt sich der Busen von Tarent weit ins Land hinein. Senkrechte Gliederung. Italien hat zwei Hauptgebirge: die Alpen und die Apenninen, eine große Tiefebene und vier kleine Küstenebenen, die toscanische, römische, campanische und apulische. Beschaffenheit. Im W. und N. lagern sich die ^Alpen der Halbinsel vor. Sie sallen nach Italien zu steil ab. Viele Straßen verbinden die Halbinsel aber mit den benachbarten Ländern. Da fast alle vom Auslande her weniger steil ansteigen als von der italienischen Seite, so haben von jeher die anwohnenden Völker der nördl. Hälfte Italiens deren Geschicke bestimmt. Die deshalb geführten blutigen Kämpfe sind bis in die neueste Zeit auf der den Alpen vorliegenden großen Tiefebene ausgefochten worden. Die zu den Füßen der Alpen gelagerten Alpenseen sind noch mit lieblichen Hügeln umsäumt, die ihren Ufern einen hohen Reiz verleihen. Dann aber beginnt die von dem Po und seinen zahlreichen Nebenflüssen, sowie von der Etsch durchströmte lombardische Tiefebene. Der Po entspringt in den Westalpen, hier cottische Alpen genannt, am Fuße des Mont Biso, macht erst einen großen Bogen nach N. und hat von Turin ab größtenteils mäßiges Gefälle und stäche Ufer, welche mit Deichen eingefaßt und stellenweise auch versumpft sind. Er ergießt sich, nachdem er die ganze Ebene von W. nach O. durchströmt hat, in einem grünen Deltalande durch 7 Mündungen in den venetianischen Meerbusen. Links kommen ihm aus den Alpen wasserreiche Nebenflüsse, welche zuerst kurze Längenthäler am Fuße der Hochalpen bilden, in denen sie ent- springen, dann in langen, tiefen und engen Querthälern die Mittel- und

2. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 137

1872 - Leipzig : Merseburger
137 Voralpen durchbrechen und öfters bei ihrem Uebergange in die Ebene Seen bilden. Die wichtigsten derselben sind: Die Dora Baltea, welche auf dem Mont Blanc, die Sesia, welche am Fuße des Mont Rosa ent- springt, derticino, deutsch Tessin, bei den Römern Ticinus (Hanni- bals Sieg 218 v. Chr.) vom St. Gotthard kommend. Er durchfließt den schönen Lago maggiore, d. i. langen See (10 M. lang, 1 M. breit). Hohe Berge umgeben ihn im N., sanftere Hügel im S. Die Wildheit der Alpenwelt vereinigt sich mit aller Lieblichkeit des italienischen Him- mels. Die Ufer sind überall reich angebaut. In dem See liegen die borro- maischen Inseln. Weiter nach O. folgt der dreizipflige Comersee, schon bei den Alten wegen seiner reizenden User berühmt; sie waren da- mals, wie jetzt, mit Landhäusern und Villen übersäet. In den Nordzipfel fließt aus dem Thale Veltlin in den Alpen die Adda. Aus dem süd- östl. Zipfel tritt sie wieder heraus und führt dem Po eine so große Was- sermasse zu, daß er von da ab für größere Schiffe fahrbar wird. Weiter nach O. mündet der Oglio in den Po und weiter östl. der Mincio. Er durchströmt den größten der italienischen Alpenseen den Garda- see. Seine Ufer sind, besonders nach N. zu, wild und erhaben, aber auch reich angebaut. In den zahlreichen Gärten gedeihen Wein, Oliven und Citronen. Die rechten, wasserarmen Nebenflüsse kommen von den Apenninen. Unter ihnen sind Trebia (Sieg Hannibals 218 v. Chr.) und Reno (Triumvirat) geschichtlich merkwürdig. Das Tiefland nun ist eine einförmige, jedoch sehr fruchtbare und wohl angebaute Fläche, die man durch Kanäle und Wasserleitungen noch reicher bewässert hat, als es von Natur geschehen ist. So sind weite Strecken zum Anbau von Reis zugerichtet worden, dessen beste Art nur im stehenden Wasser gedeiht. Neben den Flußufern ziehen sich treffliche Wiesen hin, deren Gras in guten Jahren fünf- bis sechsmal abgemäht werden kann. Die höhergelegenen Felder werden zum Anbau verschiedener Getreidesorten verwandt. Ist der Winterweizen eingeerntet, so wird auf denselben Acker noch Mais ausgesaet, der einen reichen Ertrag liefert und das wichtigste Nahrungsmittel für die untern Volksklassen bildet. Die Grenzen der einzelnen Besitzungen sind durch Ulmen und Maul- beerbäume bezeichnet. Weinreben ranken von einem Baume zum andern hinüber; auch sind alle Abhänge mit Wein- oder Maulbeergebüsch bepflanzt. So kann der Seidenbau im ausgedehntesten Maße betrie- den werden. Kein anderes Land Europas erzeugt eiue solche Menge von Rohseide wie die Lombardei, die ihrer Güte wegen von den französischen und deutschen Fabrikanten am meisten geschätzt und theuer bezahlt wird. An warmen Stellen gedeihen Feigen und Mandeln. Citronen und Orangenbäume bedürfen eines besondern Schutzes, wenn sie schon hier fortkommen sollen, denn das vielgepriesene italienische Klima herrscht nur in den südlicheren Gegenden. Im N. erreicht die Winterkälte oft einen hohen Grad, und Schnee und Eis sind hier fast ebenso häufig wie im südl. Deutschland. Merkwürdig ist noch die Küsteubildung des nordwestl. Theiles des adriatiichen Meeres. Die Gestade sind auf einer Strecke von 34 M. von Sumpflandschaften umsäumt und durch dieselben vom Meere getrennt. Von ihnen verschieden sind die Lagunen, d. h. seichte Theile des Meeres, welche täglich zweimal von der durch Dünenöffnungen und zahlreiche Kanäle eindringenden Flut überspült werden. Aus diesen Lagunen

3. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 142

1872 - Leipzig : Merseburger
342 Schloßruine Canossa (Heinrichs Iv. Buße 1077). Auf der Südseite dieses Gebirges wird der durch Feinheil und Weiße sich gleich auszeichnende Marmor gebrochen. Er hat seinen Namen besonders von dem Orte Carara, dessen Bewohner sich meist mit der Verarbeitung desselben beschäftigen. db. Das ehemalige Herzogthum Parma, im N. vom Po begrenzt, im S. vom Apennin durchzogen. Gegen die Ostgrenze hin liegt die Hauptstadt Parma, in weiter Ebene, schön gebaut, groß aber menschenleer (48,000 E.). Seidenfabriken, Universität. Piacenza (Piatschenßa) im Nw. rechts am Po, mit 40,000 E., Festung und Universität. cc. Die Nomagna (—manga) oder der frühere nördlichste Theil des Kirchen- staates. Hier: Bologna (—longa), 90,000 E., die älteste Universität Europas (1158 gegründet). Im N. Ferara, an einem Arme des Po, eine Festung; eiust durch eigene Herzöge reich und groß, der Vereinigungspunkt der größten Dichter und Künstler (Tasso, Ariosto). Sonst lebten dort 100,000, jetzt 28,000 Menschen. Nach dem Meere zu treffen wir auf Raveuna, einst Residenz der Ostgothenkönige und vor dem Haupthafen der Römer. Jetzt liegt die Stadt 1 Meile vom Meere in Sümpfen. Südt. von ihr mündet der Rubico der Alten (Cäsar). e. Die Marken und Umbrien, ebenfalls früher Bestandtheile des Kirchen- staates. Jene bilden den O., diese suid ans dem Westabhange, im oberen Tiber- rhale zu finden. Ancona, 32,000 E., ist die bedeutendste Handelsstadt und hat den besten Hafen an der Westküste des adriatischen Meeres. Nicht weit davon nach S. ist der berühmte Wallfahrtsort Loretto mit dem Hauie Marias, das die Engel aus Nazareth hierher getragen haben sollen. In Urbino, am Ostabhange der Apemünen, wurde der berühmte Maler Rasael geboren. In Umbrien liegt zwischen der Tiber und dem trasimenischen See Perugia (Perudscha), eine sehr alte und merkwürdige Stadt, die schon zur Zeit der Estruker mächtig war (Hannibal 217). f. Das frühere Großherzogthum Toskana, dem Umfange nach nicht völlig das Land der Etrnsker (Grenze: Tiber) liegt zwischen den Apemünen und dem Mitrelmeere. Am dichtesten ist das Gebiet des Arno bevölkert. Der Gewerbfleiß (besonders Strohflechterei) sowie der Volksunterricht stehen in ganz Italien auf keiner so hohen Stufe als hier. — Florenz, 115,000 E., nach Turin bis 1371 Hauptstadt des Königreichs' Italien, liegt an beiden Ufern des Arno in einem fruchtbaren, überaus herrlichen Thale mit gesundem Klima. Florenz ist in jeder Hinsicht nächst Rom und Stapel die merkwürdigste Stadt Italiens. Sie weicht nur Rom allein an Schönheit der Kirchen und Paläste, sowie an Kunst- schätzen; dazu ist sie gewissermaßen der Mittelpunkt aller italienischen Bildung. Aus- gezeichnetes leistet die Stadt in Seitenzucht, Seidenweberei und Färberei, sowie in Strohflechterei. Pifa, nahe der Arnomünvnng, war im Mittelalter so prächtig wie Genua und Venedig und hatte 100,000 E., jetzt nur 34,000. Die auf dem Dom- platze zusammengedrängten herrlichen Gebäude, darunter der Dom selbst und der schiefe Thurm, der mit seiner Spitze 3,75 m. (12') von der senkrechten Linie abweicht, sind beredte Zeugen der ehemaligen Herrlichkeit. Jetzt wird die Stadt noch der Uni- versität, des muden Klimas und benachbarter heißer Bäder wegen besucht. Livorno, südw. von Pisa, 84,000 E., ist der wichtigste Seehandelsplatz Italiens. Eine zweite Universität hat Siena, grade in der Mitte des Landes; es ist eine Stadt, die durch ihre Bauwerke und eine eigene Malerschule uicht ohne Bedeutung ist. Lueca, die Hauptstadt des seit 1847 eingegangenen gleichnamigen Herzogthums im N. Pisas, betreibt Oelbau und Seidenfabrikation. Durch den gefährlichen Kanal von Piom- oino ist die eisenhaltige Insel Elba, die zu Toseana gehört, vom Festlande getrennt. g. Der ehemalige Kirchenstaat umfaßt 214 in M mit ca. 700,000 & Er wird vom tyrrhenischen Meere begrenzt und ist mit Ausnahme des So. gebirgig. Dieser einst einzige geistliche Staat der christlichen Welt war eine Wahlmonarchie und durch das Collegmm der Cacdinäle beschränkt. Diese wurden von dem Staats- oberhaupte, dem Papste, gewählt; ihre Zahl überstieg nie 70. Ist ein Papst gestorben, so gehen die Eardinäle in das Conclave (verschlossenes Zimmer) zur Wahl. Der Erwählte ändert seinen Vornamen und wird mit großer Pracht in der Peterskirche gekrönt. Die Verwaltung des Landes erfolgte durch Cardinäle, wie anderswo durch Minister. Die größeren Erlasse des h. Vaters in geistlichen Dingen heißen Bullen, die kleineren Breven; seine Gesandten an verschiedenen katholischen Hösen heißen Nuntien. Jetzt besitzt der Papst nur uoch den Qnirinal in Rom.^ Einige Meilen von der Mündung der Tiber, auf niederen Hügeln, liegt Rom, die durch ihre Geschichte und ihre Denkmäler merkwürdigste Stadt der Welt, jetzt die Haup!stadt Italiens. Eiust zählte sie 2 Mill. E., jetzt nur noch 220,000. 4meilen beträgt

4. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 144

1872 - Leipzig : Merseburger
144 um das durch die Hintere Oesfnung hineinschimmernde Blau des Himmels, das sich mit einer unbeschreiblichen Farbenpracht im Wasser spiegelt, zu dewundern. Auch die Hundsgrotte bei Neapel ist sehmswerth. — Südl. von Neapel ist Salerno an dem gleichnamigen Busen zu merken; es hat berühmte Messen und im Mittelalter eine ausgezeichnete Hochschule der Medicin. Gaeta, Hafen und Festung am Meere, war der letzte Zufluchtsort des lctzttn» Königs von Neapel. Im Innern des Landes liegt die Festung Capua, fast an der Stelle des alten Ca- puas, wegen seiner Weichlichkeit, der ganze Heere unterlagen, bei den Alten bekannt. Die Stadt Benevent gehörte früher zum Kirchenstaate. Auf der Ostküste, in Apu- lim, ist das gänzlich herabgekommene Otranto, eine Festung, nach welcher die Einfahrt ins adriatifche Meer ihren Namen trägt. Auch Tareut ist eine halbver- fallene Stadt mit verschlammtem Hafen. In den sumpfigen Umgebungen lebt die Tarantel, eine stark behaarte Spinne von bräunlicher Farbe, deren Biß zwar Ent- zündungen erzeugt, aber nicht, wie früher erzählt wurde, eine Art von Raserei her- vorruft, die sich in einer unwiderstehlichen Tanzlust äußern sollte. Bei Foggia, im Innern, ist das Schlachtfeld bei Cannä. In dem reich gesegneten, aber noch ver- wilderten Ealabrieu liegt, Sicilien gegenüber, die Handelsstadt Reggio (Redscho) und am Busento der Fabrik- und Handelsort Cosenza (Manch). i. Die Insel Sicilien. Das Innere derselben besteht aus einer von Berg- reihen durchzogenen Hochfläche, die in drei Spitzen ausläuft und nach den drei Küsten bin ziemlich steil abfällt. Zu bedeutender Höhe erheben sich nur die Berge an der Nordküste und der schneegekrönte Aetna. Die Straße von Messina mit den beiden im Alterthume gefürchteten Strudeln, der Scylla und der Charybdis, scheidet Sicilien vom Festlande. Mit den Nachbarländern umfaßt sie 531 □ M. und hat fast 2^ M. E. Diese sind tief gesunken von ihrer einstigen Höhe. Alles, was nicht Lebens- mittel sind, wird aus dem Auslande bezogen, und der Handel ist fast ganz in den Händen angesiedelter Ausländer. Es fehlt beinahe an Straßen. Viele der srucht-- barsten Strecken dieser einstigen Kornkammer Roms liegen jetzt unbenutzt und steppenartig da. An der Nordseite der Insel liegt Palermo (170,000 E.), die schöne und regel- mäßige Hauptstadt und Universität, mit ihrem trefflichen Hafen und erquickenden Klima, das fortwährend viele Fremde herbeiruft. An der Ostküste treffen wir den wichtigsten Handelsplatz der Insel, das durch eine Citadelle beschützte Messina, 62,000 E. An dieser Küste hat Catania, 65,000 E., die günstigste Lage (am Fuße des Aetna). Die Straßen sind mit den Lavasteinen des Aetna gepflastert. Sehr bedeuteud ist der Handel mit Schwefel, der in dem vulkanischen Boden Siciliens in unerschöpflichen Lagern vorkommt. Auch viel Wein, am Aetna erzeugt, wird von hier aus versandt. Sirago sa, Hafen und Festung, steht in der Nähe des alten Syrakus. An der Südküste merken wir Girgenti mit sehr bedeutenden Ueberresten altgriechischer Tempel. Zu Sicilien gehören noch: Die liparischen Inseln im tyrrhenischen Meere, alle vulkanisch; die ägatischen Inseln an der Nw.-Ecke Siciliens und die Insel Pan- telaria, 9 M. von Afrika. 2. Die Republik San Marino. Zwischen der Romagna und den Marken liegt dieser kleine Freistaat, der seit 1300 Jahren in seiner Unbedentenheit unangefochten besteht. Sein Gebiet, 1 □ M. mit c. 7000 E., umfaßt nur einen hohen Berg mit einigen Thälern. Er steht unter dem Schutze des Königs von Italien. Die Hauptstadt San Marino liegt auf dem (Zipfel des steilen, schwer zugäng- lchen Berges und hat 6000 E. 3. Die Maltagruppe. Südlich von der Südspitze Siciliens liegt eine Inselgruppe, welche die drei, früher den Johanniterrittern, jetzt den Englandern gehörenden Inseln Malta, Gozzo (Gosso) und Comino umfaßt und auf etwa

5. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 226

1872 - Leipzig : Merseburger
226 Spaziergänge verwandelte Glacis und Gräben getrennt; die schönsten derselben sind die Jägerzeil und die Leopoldstadt mit dem berühmten Prater und dem Augarten. Hier vergnügen sich die heitern, lebensfrohen und höchst gutmüthigen Wiener. — Mit Wien sind eine Menge stadtähnlicher Dörfer zusammengewachsen, so im Sw. Hietzing. Zu den anmuthigsten Punkten um Wien gehören besonders die beiden kaiserlichen Lustschlösser Schönbrunn und Laxenburg. Der botanische Garten in jenem gehört zu den ersten in Europa. Das wiener Becken, besonders dessen nördlicher Theil, das Marchfeld, ist eins der Hauptkampffelder Deutschlands und Europas gewesen. Hier stritten die Römer mit den Markomannen, Karl der Große mit den Avaren, die Deut- schen mit den Ungarn, Rudolf von Habsburg mit Ottokar von Böhmen, die Süd-- deutschen und Polen mit den Türken, Napoleon mit dem Erzherzoge Karl von Oesterreich bei Aspern und Eßlingen, 21. und 22. Mai 1809, und bei Wagram, 5. und 6. Juli 1809. Im S. von Wien: Der Badeort Baden und Wienerifch-Neustadt. An der Grenze von Steiermark übersteigt die nach Trieft ziehende Südbahn in einem über- aus großartigen und kunstvollen Bau den 125(M (4000') hohen Semmering. 2. Das Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns (Ob er öfter- reich), 218 cum. 737,000 E. (1:3333), ist weniger fruchtbar als das vorige, aber dafür gesegnet an unterirdischen Schätzen. Es betreibt seit alter Zeit eine ausgedehnte Eisenindustrie, von deren Mittel- punkte, Steier a. d. Ems (dem österr. Birmingham), aus nicht nur die ganze Monarchie, sondern auch fremde Länder mit Messerklingen, Scheren u. a. versehen werden. Die befestigte Hauptstadt Linz, 30,000 E., an der Mündung der Traun in die Donau, ist militärisch wichtig und der Hauptpunkt zur Vermittelung des Elb- und Donaugebietes (Eisenbahn nach Bndweis und Gmnnden). Bekannt sind das Bad Ischl, Gmnnden und Hallstadt im Salzkammergute. 3. Das Herzogthum Salzburg, 130 150,000 (1:1180). Die befestigte Hauptstadt Salzburg, 10,000 Einw., in wunderschöner Lage an einem Haupteingange des Alpenlandes, aus welchem hier die Salzach in die bairische Ebene hervortritt. 1756 wurde hier Mozart geboren. Den Fluß hinauf liegt Hallein, dessen Salzbergwerk wegen seiner Einrichtung viel besucht wird, sowie Gastein wegen seiner berühmten Heilquellen. Hier liegt auch der Paß Lueg und der Pinzgau." 4. Das Herzogthum Steiermark, 408 m M. über 1 Mill. E. (1:2790), in den norischen Alpen, von der obern Mur durchströmt, wird von einem tapfern, gewandten, ernsten Landbauer- und Hirtenvolke, theils deutscher, theils slavischer Abkunft bewohnt. Die Deutschen leben in den Städten und in den Bergbau betreibenden Bezirken von Oberfteier- mark, die Slaven in Untersteiermark. Das ganze Land hat viel Berg- bau auf Eisen und ausgezeichnete Fabriken in Eisenwaaren. Die Gegend am Knie der Enns, das sogenannte Gesäuse, enthält die berühmten Eisengruben, deren Erze den vorzüglichsten europäischen Stahl liefern. In diesem Theile der Alpen (Ostalpen) tritt das Hirtenleben und die Alpenwirthschaft immer mehr zurück gegen den Acker- und Weinbau. Die freundliche Hauptstadt Gratz (80,000 E.), an der hier schiffbaren Mur und am südl. Ausgange der Semmcringstraße, liegt in der Mitte der großen Verkehrs- linie zwischen der Donan und dem adriatischeu Meere. Sie hat eine Universität, bedeutende Fabriken und Messen. An dieser Eisenbahn liegen auch nach N. Bruck, an der Mur, nach S. Marburg, an der Drau, und Cilly, lauter kleinere Städte. Unweit der österreichischen Grenze ist der berühmte Wallfahrtsort Mariazell. 5. Das Herzogthum Kärnthen, 188 Ihm. 340,000 (1:1790), das Thal der obern Drau, mit der Hauptstadt Klagenfurt, 15,000 Einw. An der obern Drau liegt der wichtige Handelsplatz Villach. Der benachbarte Blel- berg liefert die reichste Ausbeute an Blei in Europa. 6. Das Herzogthum Kram, 181 mm. % Mill. E. (1:2580), das Thal der obern Sau, mit der Hauptstadt Laibach, 23,000 E., blühender Handel. 4 M. südlich von ihr liegt Zirknitz mit dem bekannten See (S. S. 180);

6. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 178

1872 - Leipzig : Merseburger
178 Matterjoche, dem höchsten gangbaren Passe in Europa, den Mont Rosa, 4470"*— 14,300', und viele andere hohe Gipfel. Im So. des vielbesuchten, ungefähr 5 Stunden langen Ehamoun y- (schamunih-) th ales erhebt sich der Mont Blanc als eine ungeheure Eis- und Schneepyramide, die nach S. fast senkrecht abgeschnittene Felswände zeigt. An seinem Gipfel, der von Ono. angesehen wie ein Kameelbuckel aus- sieht und drei Spitzen hat, reiht sich eine Kette spitzer Granitfelsen, Ai- guilles (Nadeln) genannt. Unter den vier größeren und vier kleineren Gletschern, die vom Mont Blanc in das Chamounythal herabdringen, ist der besuchteste das berühmte Eismeer. Zwischen den beiden Gipfeln des großen Bernhard geht eine Haupt- straße von Piemont nach Wallis. Auf der Höhe des Ueberganges, doch in einer Art Schlucht, 7000' hoch, steht ein Kloster, in dem 10 bis 12 Bern- hardinermönche wohnen. Ihr Beruf ist, Reisende zu bewirthen, zu pflegen (wofür sie nur von den Reicheren Geschenke annehmen), besonders auch im Schnee und Sturm verunglückte Reisende aufzusuchen und zu retten. Dazu sind ihnen die treuen und verständigen Hunde behilflich, welche in gefährlicher Zeit suchend in der Umgegend umherspüren, ein Brötchen und ein Fläschchen Wein für Verunglückte am Halse. Ein Hund hat schon 40 Menschen aufgefunden und gerettet. b. Die berner Alpen, im N. der Rhone, gegen W. bis zum Genfer- see streichend, liegen im N. der penninischen Alpen, laufen mit diesen parallel und stehen ihnen an Höhe, wie an Mannigfaltigkeit und Schön- heit der Formen nicht nach. Sie sind daher ein Hauptziel der Reisenden. In ihnen sinden sich eine große Menge weiter Eisfelder, massenhafter Gletscher und hoch emporragender Felsspitzen, wie Finsteraarhorn, 4125™ (13,200'),Schreckhorn, Wetterhorn, Jungfrau, 4000™ (12,800'), Mönch u. v. a. Gegen S. fallen sie sehr steil, gegen N. allmählicher ab. Nur die Saumpfade über Grimfe l und G emmi führen über diese Alpen. Die östliche Hälfte: a. Die lepontischen Alpen, vom Simplon bis zum Splügen- passe, erscheinen als ein mächtiger, weitverzweigter Gebirgsstock zwischen dem obersten Rhonethale und dem des Hinterrheins, der drei Einsenkungen, die des Gotthard, des Splügen und des Bernhardin, enthält. Diese sind zu trefflichen Kunststraßen benutzt, weil hier der Kamm der Alpen nur einmal zu überschreiten ist. Ziemlich in der Mitte dieser Alpen liegt der St. Gotthard. Er ist zwar ein gewaltiger 2500™ (8000') hoher Felsrücken mit vielen kleinen Seen und Gletschern, dennoch erscheint er als Einsenkung, da fast rings- um sich Gipfel von 3125™ (10,000') erheben. Von ihm gehen nach allen Himmelsgegenden Alpenzüge, besonders nördliche Vorketten, aus und strömen mächtige Gewässer (Rhein, Reuß, Rhone, Tessin). Ueber ihn führt aus dem Thale des Tessin in das Thal der Reuß eine uralte Handelsstraße (und bald eine Eisenbahn) von Deutschland nach Italien. aa. Vom St. Gotthard ziehen nach N. die vierwaldstätter Alpen zwischen Aar und Reuß gegen den gleichnamigen See und bb. nach No. die glarner und schwhzer Alpen, deren östl. Theil Gipfel über 3125™ (10,000'), z. B. den Tödi, hat, während der W. nur niedrigere Gipfel aufweisen kann. Unter diesen ist der R i g i eine ebenso berühmte als besuchte Berg« gruppe, die 8—10 Stunden im Umfange hat. Zwar ist die höchste Spitze,

7. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 194

1872 - Leipzig : Merseburger
194 Mündung, zum Einlaufen größerer Seeschiffe tauglich ist, schließen ein sumpfiges Delta ein. Die Donau bildet die große Verkehrsstraße zwi- scheu W. und O. Der Handelsverkehr würde noch bedeutender sein, wenn die Schifffahrt nicht mit vielfachen, erst in der neuesten Zeit theilweise überwundenen Hindernissen, wie starke Strömung im oberu Laufe, Stromschnellen und Felsenriffe bei Linz und Belgrad, Versandung des Bettes im untern Laufe und an der Mündung, zu kämpfen hätte, und wenn der Strom nicht in ein leicht verschließbares, beschränktes Bin- nenmeer, sondern in den offenen Ocean mündete. Ihre bedeutendsten Nebenflüsse empfängt die Donau auf der rechten Seite. Es sind bis auf den letzten, die Morawa, lauter Alpen- flüsfe. Die in Deutschland fließenden haben alle ein breites, kiesreiches Bett und einen reißenden Lauf, so daß selbst die größten nur für Flöße zu brauchen sind. a. Die Jller kommt von den alganer Alpen, durchströmt von Kempten an, wo sie schiffbar wird, eine hügelige Ebene und mündet bei Ulm. b. Der Lech, eben daher, wird bei Füssen schiffbar, bildet viele Werder und mündet unterhalb Donauwörth. e. Die besonders schöne grüne, reißende Isar, eben daher, wird oberhalb München schiffbar, tritt hier zwischen niedrige, oft sumpfige Ufer (Moose) und mündet, nachdem sie viele Werder umflossen hat, weit unterhalb Regensburg. Sie durchströmt den Amersee und em- pfängt den Abfluß des schönen Würmsees. d. Der Inn entspringt in den rhätischen Alpen und bildet das 10 M. lange Engadinthal. Dies ist selten breiter als y2 Stde. und an manchen Stellen so eng, daß der Fluß die ganze Thalbreite ein- nimmt. Dennoch ist es mit seinen vielen stadtähnlichen Dörfern eins der angebautesteu und reichsten Alpenthäler. Im No., bei Finstermünz, an der tiroler Grenze, wird das Thal so eng, daß eine kurze Brücke seine Ränder verbinden konnte. Eins der schönsten Thäler Tirols _ ist das der Zill er, die sich in den Inn ergießt. Bei Kufstein durchbricht der Inn die Alpen und tritt in die Donauhochebene. Er hat immer hohe, oft schroffe Ufer, bildet viele Inseln und Werder und mündet bei Passau, größer und schönfarbiger als die Donau. Von Innsbruck an wird er schiffbar. In sein Gebiet gehören mehrere Seen, darunter be- sonders der Chiemsee und der Tegernsee. Der bedeutendste Zufluß des Inn ist die wasserreiche Salza. Sie entspringt im N. der Dreiherrnspitze, durchfließt das nicht allzu enge, stellenweise sogar sumpfige Thal des Piuzgaues, strömt zwischen den Tauern und den salzburger Alpen nach O. und durchbricht diese in einem Querspalte. Die engste Stelle, wo der Fluß kaum für die Heerstraße Raum läßt, ist der Paß Lueg, in dem ein ganzes Heer durch wenige Mannschaften zurückgehalten werden kann. An einer andern Stelle hat der Fluß entgegenstehende Felsmassen in einzelne Felscnpfeiler zerwaschen und braust unterirdisch zwischen ihnen durch. e. Die Traun birgt gleichfalls großartige Gebirgsscenen an ihren Usern. Sie durchfließt den Hallstadter- und Traunsee und mündet bei Linz. Ihr ganzes Gebiet wiro wegen seines Salzreichthums das Salzkammergut genannt. f. Die Enns kommt von den Tauern und mündet bei Enns.

8. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 195

1872 - Leipzig : Merseburger
195 g. Die Leitha entspringt östlich vom Semmering und fließt an der Grenze des Donautieflandes. h. Die Raab, aus den steirischen Alpen, durchströmt Oberungarn und mündet unterhalb Raab. i. Die Drave oder Drau entspringt auf den karnischen Alpen, wird bei Villach schiffbar und mündet unterhalb Esseg; Hauptzufluß l. die Mur. k. Die Save oder Sau bildet sich am Terglou,fließt parallel mit der Drau, wird oberhalb Agram schiffbar, hat öfter, auch in der nngari- schen Ebene, noch hohe Ränder, tritt dann, wie die Sau, in sumpfige Niederung und mündet bei Belgrad. Hauptzufluß r. die Kulp a. 1. Die M ora w a entsteht im Hämos und mündet unweit der Sau- mündnng. Die Nebenflüsse der Donau auf dem linken User: a. Die Wernitz durchbricht den deutschen Jura und mündet bei Donauwörth. b. Die Altmühl, von der fränkischen Hochebene, durchbricht den deutschen Jura und wird bei Dietfurt schiffbar. Von hier führt der Lud- wigskanal gegen N. über Nürnberg nach Bamberg. c. Die Naab, vom Fichtelgebirge, geht durch die Oberpfalzgegend. d. Der Regen, vom Böhmerwalde,trennt diesen vom Baierwalde. Alle drei Flüsse münden in der Nähe von Regensburg. s. Die March enspringt auf dem Glatzergebirge, fließt meist in breiter Niederung und mündet schiffbar oberhalb Preßburg. f. Die Waag, vom Tatra, scheidet die kleinen Karpathen vom ungarischen Erzgebirge und mündet bei Komorn. g. Die Gran mündet bei Gran. h. Die Theiß entspringt aus dem karpathischen Waldgebirge, fließt in vielen Krümmungen durch meist sumpfiges Flachland, ist schon bei Tokai schiffbar und mündet unterhalb Peterwardein. Berühmt ist sie wegen ihres ungeheuren Fischreichthums. Hauptzufluß l. der Marosch. i. Die Aluta kommt vom Ostrande Siebenbürgens, durchbricht dessen Südrand im Rothenthurmpasse und mündet in der Walachei bei Nikopolis. k. Der Sereth, von den Karpathen, und I. der Prnth, ebendaher, münden nahe Galatz. B. Zum adriatischen Meere: Po und Etsch (S. Italien S. 136). C. Zum Mittelmeere: Die Rhone, 140 M. Stromlänge, kommt aus dem 6 Stdn. langen Rhonegletscher an der Furka, auf der Westseite des St. Gotthard, bildet zwischen den berner, lepontischen und peuninischen Alpen das Walliserthal und bricht durch die Alpen in den Gensersee. Dieses halbmondförmige Becken von 11 mm. hat die abwechselndsten Gestade. Im S. sind sie wild und erhaben, im N. lachend und reizend. Dazu bietet dieses Ufer die Aussicht über die im S. sich thürmenden Alpenberge, über welche der mächtige, aller Orten sichtbare M. Blanc hinausragt. In wunderbarer Bläue entströmt die Rhone, hier schon ein mächtiger Fluß, bei Genf dem See und durchbricht nun in einer engen und steilen Thalspalte den Jura. Einige Meilen weit muß sie sich, auf 4—5°* (15—16') zusammengepreßt, in felsigem Bette durch Engen hindurch winden. Zweimal verschwindet 13*

9. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 196

1872 - Leipzig : Merseburger
196 sie sogar unter den hemmenden Felsen (Perte du Rhone). Gleich nach ihrem Durchbruche wird sie schiffbar und geht in breilerem Thale, aber immer noch zwischen steilen Hängen, bis Lyon. War ihre Richtung bis- her vorherrschend eine westl., so wird sie nun eine entschieden südliche. Sie hat von nun an links, mit wenigen Ausnahmen ebenes Land, rechts aber die Abfälle der Sevennen. Bei Arles (arl) theilt sie sich in vier Arme, die aber ganz versandet sind, und strömt durch niedrige, morastige Gegenden in den Busen von Lion. Sie nimmt auf rechts: Die Saone, den bedeutendsten aller Nebenflüsse, von den Sichelbergen, die verstärkt durch den Doubs (vom Jura) an dem Rhoneknie bei Lyon mündet; links: Die Alpenzuflüsse: Die Arve bei Gens, vom M. Blanc; die Isere bei Valence und die Dnrance (dürangs) bei Avignon. D. Zum deutschen Meere: Der Rhein, fast 200 M. lang, ist der wichtigste und wasserreichste Strom von ganz Westeuropa. Der Oberlauf des Stromes wird von der Quelle bis Mainz gerechnet. Der Rhein entspringt an der Ostseite des St. Gotthard in drei Quellflüssen. Der vorzüglichste darunter ist der Vorderrhein, der sich später mit dem Mittel- und Hinterrheine verbindet. Der vereinigte Strom fließt nordwärts. Das Bett ist ans dieser Strecke breit, aber nicht tief, voller Kies und Steine, auch, namentlich bei hohem Wasser- stande, sehr veränderlich. (Früher ging das Bett des Rheines wahr- scheinlich dnrch den Wallenstädter- und Zürichersee.) Dann durchströmt er den fast 10 M. großen Bodensee, der zumeist herrliche, wein- reiche User hat, sehr tief und reich an Fischen ist. Seine nordwestliche Zunge wird der Ueberlingersee genannt; in ihm liegt das reizende In- selchen Meinau. — Indem der Rhein aus dem eigentlichen Bodensee tritt, bildet er den kleineren, nicht tiefen Untersee und verläßt ihn als schiffbarer Fluß. Er strömt nun, immer in westl. Richtung, zwischen hohen, waldbewachsenen Ufern nach Schaffhausen zu, in dessen Nähe er den 18 —21m (60 —70') hohen und 94m (300') breiten Rheinsall bildet, durchbricht dann unter vielen Stromschnellen den Jura und Schwarzwald und kommt nun nach Basel. Hier nimmt der Rhein wie- der seine Hauptrichtung, die gegen N., an und strömt im breiten Thale bis gen Mainz. Er zeigt zuerst viele kleine Krümmungen, bildet sandige Werder, und erst von Straßburg ab tritt er in ein tiefes, selbst für große Flußfahrzeuge schiffbares Bett. Seine Ufer sind bei Mainz niedrig und im unteren Theile seines Laufes trennt er sich in mehrere Arme, sumpfige, buschreiche Werder bildend. Der Mittellauf des Rheines von Mainz bis Bonn. Nach der Vereinigung seiner Arme wird sein Thal von Mainz bis Bingen wieder enger, und die Berge treten näher an das Ufer; er durchströmt, in westl. Richtung den wein-, ruhten- und sagenreichen Rheingau. Bei Bingen beginnt der eigentliche Durchbruch; früher war hier durch Felsen unter dem Wasser die gefährliche Stromschnelle des Binger- loches, jetzt ist die Stelle durch Sprengung der Felsen ziemlich un- gefährlich. Im Rheine steht der Mäusethurm (Sage vom Erzbischof Hatto) und weiterhin die Pfalz; noch weiter abwärts liegt die jetzt von einem Eisenbahntunnel durchbrochene Lurley, an welcher zuwei-

10. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Erdkunde - S. 138

1872 - Leipzig : Merseburger
138 ragen Küsteninseln hervor, welche mit Ortschaften bedeckt sind. Dabei bleibt die Küste nicht, wie sie ist, denn das Meer verwandelt sich immer mehr in festes Land, und die Lagunen gehen immer mehr dem Seicht- werden und endlichem Austrocknen entgegm. Das Mündungsland des Po und der Etsch wird durch die großen Massen Sand und Gerolle, die die Flüsse im Meere absetzen, immer weiter nach O. vorgerückt. Die eigentliche Halbinsel ist fast lauter Gebirgsland. An dem Col di Tenda zweigen sich von den Westalpen, hier Seealpen genannt,, die Ap enninen ab. Ihr nördlicher Theil umzieht in einem mächtigen Bogen den Golf von Genua oder das ligurische Meer und wendet sich so weit nach O., daß am adriatischen Meere nur eine schmale Küsten- ebene übrig bleibt. Dieser Theil ist bis 936m (3000') hoch. Steil ist der Absall besonders zum genuesischen Busen. Der enge Küstensaum ist der Sonne geöffnet und vor rauhen Nordwinden geschützt. Daher ist das Klima ungleich wärmer als in der Lombardei; Lorbeerbäume und Orangen gedeihen im Freien. Süvl. lehnt sich an die Apenninen die vom Arno durchflössen, trefflich angebaute Hochfläche von Toscana, die sich aber in eine öde unbewohnte Strandebene, die Maremmen, mit nnge- snndem Klima, hinabsenkt. Die Bevölkerung ist rühriger und geschickter als in dem übrigen Italien, für Kunst und Wissenschaft empfänglicher. Acker- und Bergbau blühen, die Gewerbthätigkeit ist bedeutend. — Der mittlere Theil der Apenninen zieht sich in mehr südlicher Richtung nahe und parelle! der Küste des adriatischen Meeres. Er ist ein rauhes, nacktes Gebirge, das in der wilden Berglandschaft der Abrnzzen seine bedeu- tendste Breite und Höhe erreicht (bis 2090™ — 6700'). Diese engen Schluchten und unzugänglichen Thäler sind die rechte Heimatstätte der be- rüchtigten Banditen, die von hier aus die Straßen beunruhigen. Im W. und Sw, derselben lagern sich die römische Tiefebene und die pontinischen Sümpfe vor. Erstere, einst mit blühenden Städten und Dörfern bedeckt, ist zu einer menschenleeren Einöde geworden, in der meilenweit kein Baum und Strauch zu erblicken ist. Letztere sind nicht nur wegen der die Lüfte verpestenden Dünste, sondern auch wegen des hier und da verborgenen Raubgesindels bei allen Reisenden verrufen. Von den nördlichen kahlen Höhen der mittleren Apennien fließen von nahe bei einander liegenden Ursprüngen aus der Arno nach W. und der Tiber nach S. dem thyrr- henischen Meere zu. — Der südliche Theil der Apenninen zieht sich durch die Mitte Unteritaliens als ein breiter, wenig bebauter Rücken, der nach S. endlich in die beiden Halbinseln Calabrien und Apulien ausläuft. Die Abhänge und Thäler, besonders die auf der Westseite, und die Ebenen am Meeresufer, die campanische im W., die apulische^im O., sind von beispielloser Fruchtbarkeit und unbeschreiblicher Pracht. Südfrüchte aller Art, selbst Apfelsinen dauern im Freien aus. Aloe und Palmen aus Afrika sind nicht selten. Weizen, Oel und Wein wird in Menge gewonnen. Doch würde der Ertrag des Bodens noch viel bedeutender sein, wenn ta Hang des Volkes zum „süßen Nichtsthun" nicht so mäch- tig wäre. _ Aber auch das herrlichste Land Europas hat seine Schattenseiten. Der von Zeit zu Zeit von Afrika herüberwehende Glutwind, ^ hier Siro cco genannt, hemmt alle Thätigkeit und Freudigkeit der Menschen. Ein dicker, grauer Nebel lagert sich bei seinem Erscheinen über Land und Meer, kein Blatt regt sich, und alles Leben scheint in der Natur erloschen
   bis 10 von 24 weiter»  »»
24 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 24 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 1
2 0
3 13
4 3
5 1
6 29
7 18
8 16
9 4
10 3
11 12
12 0
13 20
14 2
15 12
16 3
17 54
18 46
19 2
20 0
21 13
22 44
23 0
24 27
25 3
26 1
27 1
28 2
29 24
30 9
31 0
32 10
33 0
34 2
35 7
36 1
37 3
38 68
39 0
40 19
41 32
42 0
43 0
44 24
45 3
46 0
47 0
48 0
49 82

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 0
3 1
4 3
5 2
6 0
7 0
8 0
9 1
10 0
11 5
12 0
13 2
14 0
15 0
16 0
17 0
18 5
19 0
20 0
21 5
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 8
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 1
47 0
48 6
49 2
50 1
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 2
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 0
69 0
70 3
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 4
77 0
78 0
79 0
80 2
81 0
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 1
90 0
91 0
92 3
93 18
94 0
95 3
96 1
97 0
98 0
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 0
2 0
3 0
4 0
5 0
6 11
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 0
13 0
14 1
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 2
26 0
27 0
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 2
35 0
36 2
37 0
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 1
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 5
69 0
70 1
71 0
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 1
78 0
79 0
80 0
81 2
82 0
83 2
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 2
90 17
91 0
92 0
93 0
94 1
95 0
96 0
97 0
98 0
99 0
100 0
101 0
102 0
103 0
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 1
116 0
117 0
118 0
119 6
120 0
121 0
122 0
123 0
124 0
125 0
126 1
127 1
128 0
129 0
130 0
131 0
132 0
133 1
134 0
135 0
136 0
137 1
138 0
139 1
140 0
141 0
142 1
143 0
144 0
145 0
146 0
147 0
148 0
149 2
150 0
151 0
152 0
153 4
154 0
155 0
156 0
157 0
158 0
159 2
160 5
161 0
162 0
163 0
164 0
165 0
166 0
167 0
168 0
169 0
170 0
171 0
172 0
173 1
174 0
175 1
176 1
177 0
178 0
179 0
180 0
181 0
182 0
183 0
184 0
185 0
186 0
187 0
188 3
189 0
190 0
191 0
192 0
193 2
194 0
195 0
196 0
197 3
198 0
199 0